Ein früher Dezembermorgen. Die letzten Traumbilder der vergangenen Nacht spuken noch im Gedächtnis, werden durch die in den dunklen Winkeln der Stadt nistende Kälte langsam vertrieben. Mein Atem verschmilzt mit dem über den Dächern, Zinnen und Kaminen ruhenden Nebel. Die Gassen erwachen widerwillig in den jungen Tag und strecken müde ihre kopfsteinplasternen Glieder. Hie und da ein tief verhüllter Passant, geräuschlos die Strasse überquerend, nur um sich wieder in den verbliebenen Schatten der Laubengänge aufzulösen. Die Festung der langgezogenen Sandsteinfassaden scheint sich der Geschäftigkeit des nahenden Tages noch grimmig zu wehren. Doch finden die Schritte durch ihre Gemäuer ins Freie, umarmt mich das milchig-kalte Winterlicht eines unbefleckten Morgens und wirft mich zurück in die Stille meiner Schläfrigkeit. Für einen Augenblick werde ich daran erinnert, weshalb ich diese Stadt so liebe.
Altstadt Bern, Münsterplattform, Dezember 2016
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