Es ist immer wieder erstaunlich, wie wild sich unglaubliche Geschichten um einzigartige Objekte zu ranken beginnen, wenn sie in den fruchtbaren Boden sozialer Medien gepflanzt werden. Als ich zufällig auf diese wundervoll geisterhafte Fotografie gestossen bin, fand ich dazu die folgende Bildbeschreibung: «Madam Violet, queen of the notoriously dark Edinburgh vampire hive. She was voted most scary women in the UK twice – in 1882 and 1884». Eine kurze Suche ergab tausende Einträge mit dem selben Wortlaut. Auch wenn die viktorianische Ära viele liebenswert schräge und verstörende Auswüchse hervorgebracht hat – dass eine Papiermaché Figur gleich zweimal zur Angst einflössendsten Frau Britanniens gewählt wurde, erschien mir dann doch etwas verwunderlich. Schade, dass durch wuchernde Gerüchte nur jenen Aufmerksamkeit geschenkt wird, die sie in die Welt gesetzt haben. Die wahren Urheber eines faszinierenden Werkes und ihre kreative Leistung, treten dadurch in den Hintergrund und drohen in Vergessenheit zu geraten.
Christine Elfman, «Storydress II / Cabinet Cards», 2008
Ambrotypie (Kollodium-Nassplatten Negativverfahren), Print auf handgeschöpftem, goldgetöntem Albumpapier, befestigt auf antiker Kabinett-Karte. Abgebildet ist eine durch die Künstlerin gefertigte, lebensgrosse Skulptur aus Papiermaché und Gips. Sie trägt Textausschnitte aus den Memoiren Elfmans Grossmutter als Kleidung.
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