Auch mit einem unstudierten Kopf braucht man die Nähe zu Bildungsstätten nicht zu fürchten. Selbst dann nicht, wenn diese auf kleinstem Raum, in einer schier unnatürlichen Anhäufung vorkommen. In Cambridge riecht es an allen Ecken und in der hintersten Gasse nach Wissen. Ein Umstand, der beim pompösen Konkurrenten Oxford irgendwann etwas lästig werden kann, wird hier spielend mit dem unwiderstehlichen Charme der Stadt wett gemacht. Ich liebe Universitätsstädte mit ihrer ganz eigenen Studentenkultur der kleinen Cafes, Restaurants und Läden – Cambridge ist diesbezüglich keine Ausnahme. Wer freiwillig im Hotel diniert und sich ausschliesslich mit Sightseeing begnügt, ist selber schuld. Während andere englische Städte ähnlicher Grösse und touristischer Wertschätzung nach der Abendessenszeit mit menschenleeren Strassen aufwarten, findet hier das Leben, vor und hinter den Mauern der unzähligen Colleges, bis weit in die Nacht kein Ende. Wem der Rummel dann doch zu viel wird, kann jederzeit seine Flucht in eine der vielen grünen Oasen antreten. Wir sind einen Tag lang quer durch die Stadt, vom wunderbar angelegten botanischen Garten, entlang der verträumten Kanäle und über die blühenden Wiesen des «Sheeps Green» und «Coe Fen» bis hin in die Parkanlagen der «Backs» spaziert und hatten dabei nur selten Asphalt oder Strassenpflaster unter unseren Sohlen. Sollte dies noch nicht reichen, darf man – selbstverständlich gegen Eintritt – auch gerne einen der «Secret Gardens» der Colleges betreten und in den altehrwürdigen Hallen etwas Harry Potter spielen. Mit Cambridge haben wir eine neue Liebe gefunden und werden ihr mit Sicherheit gerne auch in Zukunft treu den Hof machen.
Am Ende unserer Reise stand – wie nicht anders zu erwarten war – London. Nach dem unbeschwert leichten Leben auf dem Lande, ist mir dieser lärmende Moloch nur einen Satz wert: Wer mit dem Eurostar die Insel zu verlassen gedenkt, plant seine letzte Nacht in Cambridge und würdigt Englands Metropole lediglich mit dem Überschreiten des Fussgängerstreifens zwischen «Kings Cross» und «St. Pancras». See you again Britain – as soon as possible.
Essen in Cambridge: «Côte Bistro»
Schlafen in Cambridge: «The Varsity Hotel & Spa»
Nicht schlafen in London: «The Mandeville Hotel»
Hotel und London schön trinken: «108 Marylebone Lane»
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