Zugegeben, es hat sehr lange gedauert, bis ich - ein bekennender «Twin Peaks» Fan - wieder einmal durch eine TV-Serie vor den Fernseher zu locken war. Vorletzte Woche drückte mir eine gute Freundin die hübsch verpackte DVD-Box von «True Blood» in die Hand und mein erster Gedanke war: Oh nein - schon wieder ein witzloser Blutsauger-Serienhit, in dem sich adoleszente Pickelgesichter gegenseitig an den Hälsen knabbern und einer seelenlos-seichten Düsterromantik etwas Leben einzuhauchen versuchen. Tja, da habe ich mich getäuscht. «True Blood» war zu Beginn zwar nicht die Liebe auf den ersten Blick, doch brauchte es nur gerade drei Folgen und der Serien-Virus hatte sich in mir festgebissen.
Inzwischen habe ich mich an das Setting - ein provinzielles Drecksnest mitten im Nirgendwo der wuchernden Wildnis Lousianas - gewöhnt und die einzelnen Charaktere mehr oder weniger schätzen gelernt. Die Stärke der Serie machen aber die liebevoll ausgeleuchteten menschlichen Abgründe aus. Die Idee, Vampire als eine in unserer Gegenwart diskriminierte Gesellschaftsgruppe, mit ihrem Kampf um Gleichberechtigung und Anerkennung, respektive gegen Rassismus und Ausgrenzung zu präsentieren, ist wundervoll und kreiert aberwitzige Details, die den Stunden vor dem Fernseher eine gewisse Würze verleihen. Der bürgerliche Blutsauger von heute lässt unsere Aorta unangetastet und schlürft stattdessen die Japanische Ersatznahrung «True Blood», die es in jedem gottverlassenen Tankstellenshop zu kaufen gibt. Er tritt in Talkshows auf, schaut gemütlich V-TV, betreibt seinen eigenen Night-Club und mischt sich des Nachts unauffällig unter uns Warmblüter, um mit ein paar Groupies ungezwungen ein Schäferstündchen abzuhalten. Auch wenn die Dialoge etwas mehr Wortwitz und Tiefe ertragen könnten, hat mich «True Blood» bestens unterhalten. Die ersten vergnüglichen Untoten seit Polanskis «Tanz der Vampire» und ein adäquater Zeitverteib für die «leeren Tage» zwischen Weihnachten und Silverster.
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