Sonntag, 30. August 2015

Grey Beauty




Vier frühe Morgen und schweisstreibende Abende hat mein Renovierungsprojekt Nr. 1 dieses Sommers in Anspruch genommen. Ablaugen, Festschrauben, Verleimen, Verspachteln, Schleifen, Anpinseln, Staubfressen und die durch Lackdämpfe verursachten Delirien Geniessen. Danach war die Metamorphose einer alten Kommode in bäuerlicher Schattenexistenz zu bürgerlicher Grandezza abgeschlossen. Das zu neuem Glanz verholfene Möbelstück fügt sich nun sanft und unaufdringlich in die erholsamen Grautöne unseres Schlafzimmers ein.

Sonntag, 16. August 2015

Das wachende Auge der Nacht



Meine erste Reise nach Wien habe ich mit 17 Jahren unternommen. Eine in milchiges Morgenlicht getauchte Stadt, die mich mit kaltem Herbstwind, dem Duft von Backwaren und einem einzigartigen Charme aus Geschichtsbewusstsein, Gastfreundschaft, Lebenslust und einer Prise Morbidität sofort und für alle Zeiten für sich gewinnen konnte. Es war Liebe auf den ersten Blick. Durch die, in den frühen Stunden meiner Ankunft beinahe noch menschenleeren Häuserschluchten wandernd, stiess ich in der Blutgasse, irgendwo hinter dem Stephansdom, auf einen kleinen Laden. Sein Angebot liess das Herz eines vom Übersinnlichen, Geisterhaften und Jenseitigen begeisterten Jünglings höher schlagen. So kam es, dass ich hier meine ersten, sauer ersparten Schillinge für Bücher, Amulette und eine Kassette mit dem rätselhaften Namen «The Secret Eye of L.A.Y.L.A.H.» ausgab. Sie enthielt Musik, gespielt auf menschlichen Schädeln und Knochen, die eine unvergleichlich merkwürdig-magische Stimmung in mir hervorrief und mich bis heute fasziniert. Ein idealer Soundtrack für einen Besuch auf dem Wiener Zentralfriedhof an kühlen Oktobertagen.

Beim durchstöbern meiner alten Musiksammlung stiess ich letzthin wieder einmal auf den weinroten, mit kabbalistisch anmutenden Symbolen verzierten Tonträger und fragte mich – wie schon damals – was es denn wohl mit dem geheimen Auge dieser «Laylah» auf sich hätte und welche Bedeutung ihr Name besitzen würde. Nach einer kurzen Recherche weiss ich nun endlich, dass der Begriff «Laylah» sowohl aus der jüdischen Mythologie wie auch aus dem arabischen Raum stammt und – je nach Quelle – für einen weiblichen «Engel der Nacht» oder schlicht für «Nacht» steht.

Als geständiger Nachtmensch – der oft in den stillen Augenblicken wenn alles ruht in Euphorie gerät und sich in seinem Atelier bei suizidaler Musik, Rauchschwaden und Rotwein-Delirien mit allerlei Projekten die zeitlosen Stunden um die Ohren schlägt – benötige ich jemanden der über mich wacht. So lag der Entschluss nahe, Laylah in meine vier Wände zu bitten und ihr wie auch meiner Erinnerung an den ersten Morgen in der Donau-Stadt ein kleines, eingerahmtes Artefakt zu schenken.

«LAYLAH'S EYE»
Modeliermasse, Papiermasché, Acrylfarben, Metallrahmen, Fleischerfaden


Einer der Arbeitsschritte, um dem Auge Leben einzuhauchen: Reliefaufbau hinter dem Bild und Glanzlackierung des Augapfels. Es entsteht die Illusion, dass «Laylah» dem Begleiter beim Vorbeigehen nachschaut.

Vor Reliefaufbau


Nach Reliefaufbau


Leila Ida Nerissa Bathurst Waddell
also known as «Laylah»
Muse des Aleister Crowley


Montag, 10. August 2015

Das kleine Universum des John Frame


Surreal, unerklärbar, merkwürdig, wundervoll. Einfach in ein kleines und zugleich grossartiges Universum eintauchen – nur um danach ratlos aber verzaubert wieder an die Oberfläche zurück zu kehren. Manchmal bedarf es nicht vieler Worte, sondern nur einem Paar Augen und Ohren…

Fragmente aus einem noch nicht vollendeten Animationsfilm von John Frame.