Gut und gerne ist nun ein halbes Jahr verstrichen. Monate, in denen mein manchmal etwas unberechenbares Leben Überraschungen bereit hielt. Überraschungen des Alltäglichen, die leider keinen Aufschub duldeten und einen Grossteil meiner Aufmerksamkeit einforderten, viel Energie und Sinnlichkeit verpuffen liessen und es beinahe verunmöglichten, mich um die Seiten zu kümmern, die mich voran treiben, inspirieren und verführen. Widrige Umstände, die sich auch auf meine Einträge an dieser Stelle auswirkten. Nun sind endlich die bedrückenden Klippen umschifft, Kopf und Bauch sind halbwegs befreit und Raum ist geschaffen, um sich wieder den schönen Dingen zu widmen.
Doch untätig war ich in der Zwischenzeit keineswegs: Einige meiner Projekte, ausserhalb des täglichen Berufslebens, sind endlich umgesetzt und – wie ich nicht ohne etwas Narzissmus befinde – durchaus würdig auf diesen Seiten einer unbekannten Welt präsentiert zu werden. Diese Arbeiten stehen für mein ganz persönliches «kleines Reich». Für eine Zeit, begraben zwischen dem erwachenden Glauben an den menschlichen Fortschritt durch Pioniergeist, Wissenschaft und technische Wunder und der tiefen Zuneigung zum Althergebrachten, der gelebten Tradition und dem Abgründigen; dem Willen die Natur zu beherrschen und der gleichzeitigen Angst vor ihrer Unberechenbarkeit. Einem Wandeln auf der Schwelle des zukunftsgerichteten Denkens und dem gleichzeitigen Sehnen nach dem märchenhaft Unerklärlichen, Übersinnlichen, Jenseitigen. Einem Leben in dem der Mensch alles und nichts zählte; entzweigerissen in greller Hoffnung und schwarzer Hoffnungslosigkeit. Es ist die russige, stampfende, bisweilen schrill-kuriose Welt der viktorianischen Ära. Hier fühle ich mich zuhause. Seit langem schon. Und dieses Zuhause gestalte ich – ohne jeglichen, einengenden Anspruch historischer Korrektheit – zu Objekten die mir als Schlüssel für meine Reisen in eben diese Vergangenheit dienen. Um dem Kinde einen Namen zu geben und – zugegeben – auch aus einer gewissen «Déformation professionelle» trägt dieser Schlüssel sein eigenes Label «Victorian Curiosities». Es wird einige Zeit in Anspruch nehmen, meine bereits existierenden Artefakte hier zu veröffentlichen, doch hoffe ich auf Mitreisende die Geduld aufbringen und vielleicht ihre Wege mit den meinen kreuzen lassen...